Ria Walenco - pur
Gedichte - Muttersein
Wir haben eine Spielzeugmaus
Ihr Fell ist bunt und schrill
Und immer hab ich mich gefragt
Was diese Maus hier will
Doch gestern zeigte mir mein Sohn
Die Maus, die kann Spagat
Jetzt weiß ich, dass die kleine Maus
noch 'ne Familie hat
Die leben unterm Zirkuszelt
Und sind Artisten in der Welt
Die turnen mit 'nem Kater
Vielleicht in Wien am Prater?
Und diese Maus, die kam zu uns
Zu zeigen ihren Mut
Wie man vom Bett den Todessprung
Und andere Dinge tut
Wie lange blieb sie unerkannt
Und ward nicht sehr geliebt
Ich musste erst erinnern
Dass es auch sowas gibt
Doch nun ist sie willkommen
In ihrem Mauskostüm
Und sie und meine Kinder
Die werden schon ein Team
Vier kleine Akrobaten
Die turnen mir was vor
Und in mir wird der Clown geweckt
Der ich mal war
...davor, davor
Ein Abend ganz für mich allein
Mein Gott, wie ich's genieße
Mein Mann ist mit den Kindern fort
Und ich, ich sprieße, sprieße
Der Schönheit willen tu ich dies
Zu schreiben, was in mir sich wiegt
Mein Tagwerk kennt viel Nüchternheit
Das fremden Rhythmen unterliegt
Ich kann mich nicht daraus entwinden
Als Mutter leb ich nicht allein
So muss am Rande dessen finden
Mein Ich sein Selbst im Hier und Sein
Das, was ich tu am Tag zu Haus
Ist fortgesetzt Vergänglichkeit
Doch ein Gedicht aus mir heraus
Bezeugt der Seele Ewigkeit
So bin denn einverstanden
Ich mit den Lebensbanden
Hell erstrahlt der Sonne Licht
Finster noch die Schatten
Oben liegt ein kleiner Wicht
schlummernd auf den Matten
Wenn die Sonne ihn ergreift
Füllt ihn an mit Wärme
Sprudelnd gluckst der Lebensstrom
Durch Kopf, Herz, bis ins Ferne
Bewegt die Glieder, weckt das Hirn
Lässt das Gefühl erschauern
Oh, lass ihn leben, wachsen, sein
Ohne unsere Mauern
Nimm seine Unbedingtheit war
Verstärke seinen Rücken
Und folge ihm durch Berg und Tal -
Doch nur mit Deinen Blicken
Lass jeden Schritt ihn setzen frei
Gib ihm die Macht der Würde
Räum Du die Wege mit ihm frei
Und trage seine Bürde
Wir hatten grade Läuse
Am Kopf, da leben die
Die Haare sind ihr Dschungel
Das Blut, das trinken sie
Ein Läuslein ist so winzig
Dass man es kaum erblickt
Du merkst nur, wenn es Hunger hat
Und Dich dabei dann zwickt
Nicht, dass Du denkst es schmerzt Dich
Nein - schmerzen tut das nicht
Nur kratzen, jucken, scheuern musst Du
Im Dunkeln und bei Licht
Und viele kleine Kinder
Die wachsen schnell heran
Und alle wollen trinken
Oh, wie das jucken kann!
Wenn Du mit ihnen redest
Ja, das hat wenig Zweck
Sie gehen zwar auch zum Nachbarn
Aber ganz wollen sie nicht weg
Drum musst Du Dich entscheiden
Für Deine Seelenruh
Und irgendetwas finden
Das sie vertreibt im Nu
Ich kenne da ein Öl vom Baum
Das stinkt zwar fürchterlich
Aber es ist mild und gut
Und schaden kann es nicht
Das wird nun auf den Kopf massiert
Jeden Abend frisch
Die Läuse? Ja, die fluchen zwar
Aber - verlassen Dich
Möcht wissen, wo die bleiben
Wenn ich sie nicht mehr brauch
Hej - kratzt Du Dich grad am Kopfe?
Was? Hast Du Läuse auch?
Vertraue der Nacht
Und dem, der da kommt
Der Eine schenkt Kraft
Der Andere sucht Liebe
Stille - Ich umarme Dich
Mittagszeit im Sommer
Die Kinder fort, sie tummeln sich
Vor mir fliegt ein Brummer
Gegen meine Scheibe
- Boing - der Richtungswechsel
Manchmal sieht man Grenzen nicht
Dann geht' s mit Schmerzen weiter
Oh, welche Kraft liegt wohl verborgen
Hinter meinen kleinen Sorgen
Die ich mir tagtäglich mache
Um das Wohl der Menschen Lache
Die mir hier am nächsten sind -
Eltern, Freunde, Mann und Kind?
Bin ich gleich die Mutter Raben
Wenn die mal nichts zu lachen haben?
Wenn sie nur auf sich gestellt?
Ohne mich in dieser Welt?
Weil ich mich unlängst entschieden
Mal zu sein ein Egoist
Amüsant herauszufinden
Wie es sich so leben lässt
Ich lebe in zwei Welten
So scheint es manchmal mir
Die Eine ist in meinem Innern
Die andere ist hier
Die Eine, die mir so vertraut
Ich könnt mich drin verlieren
Die andere, oft schwer durchschaut
Macht mir die größten Mühen
Hier muss ich wissen, was ich will
Muss täglich mich behaupten
Und wenn ich Zeit vertrödelt hab
Dann kann ich wieder laufen
Das Geld hier richtig einzuteilen
Muss gänzlich neu ich lernen
Und Arbeit hab ich auch zu tun
Kann nicht nur immer schwärmen
Die Träume, Bilder und Visionen
Die Töne, die ich hör
Und all die kommenden Gedanken
In denen schwimm ich hin und her
Die sind mein wahres Heimatreich
Hier bin ich ganz zu Hause
Als Fisch nochmal zur Welt gekommen
Ist größtes Tun - die Pause
Denn nur wenn still ich bin und ruhig
Dann kommen die Visionen
Die mich in überreichem Maß
Für mein Sosein belohnen
Doch wünscht ich mir für jetzt und bald
Es möge mir gelingen
In beiden Welten Heimatreich
Und Wohlgefühl zu finden
Dazu müsst in mir sich verbinden
Beider Welten Eigenheit
Ein Engel müsste mich begleiten
Und ständig geben mir Geleit
So lange, bis ich es gelernt
Die Welten zu verquicken
Auf dass ein neues Lebensreich
Mein Auge würd erblicken
Denn noch, so scheint es manchmal mir
Sind diese Welten zwei
Wenn ich sie einst vereinen kann
Dann bin ich wirklich frei