Ria Walenco - pur
Gedichte - Natur
An Deiches Fuss trifft Meer auf Land
Deichlandbewohner, Hand in Hand
Den Elementen zugewandt
Verwoben mit des Himmels Grau
Dass nichts dem Herzen Freude klau
Bewegung schätzend, standhaft bleiben
Mit Nixen ihre Zeit vertreiben
Mein Garten ist ein Lebensraum
Für meinen Mann und mich
Im Sommer sind wir fast nur draußen
Und drinnen eben nicht
Wir essen unter Kirschbaumzweigen
Im lichten Blätterschattenmeer
Ich seh' derweil die Wäsche trocknen
Wir gehen barfuß hin und her
Ich leg mich wie mein Hund ins Gras
Es riecht so gut, wenn's frisch gemäht
Geräusche hör ich vieler Art
Die Möwen schreien ihr Windgebet
Der Specht liebt unsern Falkenkasten
Die schönste Trommel weit und breit
'Ne Ratte nascht vom Vogelfutter
Und Waldohreulen mögen Rattenfleisch
Im aufgetürmten Totholzhaufen
Mit Grünzeugresten aller Art
Da wohnen Rotkehl, Igel, Mäuse
Verteilt auf unterschiedlicher Etage
Die toten Bäume bleiben stehen
Sie sehen wie Skulpturen aus
Sie sind ein Zerrbild in der Ordnung
Mein Mahnmal gegen Fremdenhass
Die Disteln dürfen bei uns wachsen
Das Gras wird stellenweise nicht gemäht
Die Gartenmöbel sind vom Sperrmüll
Ich könnt nicht sagen, was mir fehlt
Vielleicht mein Hund
Der starb im Garten
Seitdem ist's hier noch mehr beseelt
Zibaloos
Wundermoos
Wunderwald - nebelkalt
Nebelfeucht - Welt entfleucht
Unter einem Blätterdach
Sitzt ein kleiner Vogel
Wartet, dass ich ihn erblick
Und mich zu ihm mogel
Schaut mich an, erzählt mir was
Eifrig, voll Vertrauen
Aber ich verstand ihn nicht
Da bin ich abgehauen
Mit beiden Füßen eingesumpft
In modrig, matschigem Blättermumpf
Von jeher sind Bach und Teich
Fischewelt, Krötenreich
Und schon hörst Du's - Ohren wach?
Am ganzen Bach Krötenlach
Ein scheuer Tänzer - bloßgestellt
Schämt er sich noch seiner Figur
Es fehlt die Fülle, mager noch
Angreifbar wenig an Statur
Und dort der Ausdruck und die Pracht
Verwurzelt weit hinaus
Schönheit, Vielsein, löwengleich
Bewusst sich seiner Kraft
Das ist die schönste Zeit im Jahr
Wenn alles um mich her verstummt
Nur noch das Orientierungsklingeln
Von Jorkes Marke, unserm Hund
Ein Fließgeräusch in einer Biegung
Ein Vogelschrei, ein Eulenruf
Außer mir ist niemand draußen
Es wird grad hell, es ist acht Uhr
Ein Wald, in dem Gestalten wohnen
Wesen, die man spürt
Die unerkannt die meiste Zeit
Dort leben, unberührt
Der Wald ist mir ein Heiligtum
Weil, wenn ich ihn betrete
Er mich verändert, weich sein lässt
Verformbar macht wie Knete
Es ist die Kraft, die in ihm wohnt
Die ich nur spür, nicht sehe
Als Brückenglied von mir zu ihm
Erscheinen plötzlich Rehe
Sie wissen um das Heiligtum
Sie leben damit lange
Ich bin wachsam, zugleich froh
Andächtig und nicht bange
Doch Wehmut packt mich
Denn ich weiß, ich muss den Ort verlassen
Der mir Berührung schenken will
Mit dem, was kaum zu fassen
Oh, meine Fische
Ihr seid mir so nah
Schillernd, bunt und schön
Bewegt euch kaum
und schaut nur
Es gibt so viel zu sehen
Nehmt es auf ganz ruhig
in euren Fischebauch
Und lasst die Blasen steigen
Mit einem Wissenshauch
Hüter der Weisheit
Geselle aus Stein
Wohnst in der Erde
Tiefstem Gebein
Hast Kraft zu schützen
Und zu zerbersten
Errichtete Mauern
Im Denken der Menschen
Kennst Du die Sterne?
Die, die funkeln?
Mir scheint, sie funken SOS
Nur, welche Not mag sie bewegen?
Vielleicht die Angst, dass ich vergess
Woher ich komm, Wohin wir gehen
Schau doch das Funkeln
Bleib doch stehen