Ich werde heute mal damit beginnen, meine Gedanken mitzuteilen, Gedanken, die mich im Innern beschäftigen.

Ein wesentliches Thema in meinem Leben ist der Glaube. Ich gehörte nie zu irgendeiner Art Glaubensgemeinschaft, mein Glaube hat sich völlig unabhängig von Kirche oder Institutionen entwickelt, ich bin nicht in der Tradition von Glauben erzogen worden. Ich bekam Religionsunterricht in der Grundschule und wusste plötzlich: „Mein Gott, die kenne ich ja alle, von denen da die Rede ist. Das ist ja meine Familie.“ Und dieses Erkennen führte dazu, dass ich mich von da an mit Gott unterhielt.

Mein Bruder war der Meinung, dass nur Schwächlinge glauben, weil sie den Glauben nötig haben als Stütze in ihrem Leben. Nun – eine Stütze ist der Glaube in jedem Fall. Wie schwach diese „Schwächlinge“ allerdings in Wahrheit sind, das wird das Leben in seinem Verlauf zeigen.

Wenn man als Kind mit seinem naiven Kinderglauben beginnt, Gott um Hilfe zu bitten bei Problemen, die man nicht selber lösen kann, bei Gefühlen von Unglücklichsein, bei Weltschmerz jeglicher Art, wird man feststellen, dass vielleicht manchmal irgendetwas geschieht, was eine Verbesserung bringt, im Wesentlichen aber kein Erfolg damit zu erzielen ist.

Der Glaube ist also etwas für die eigene Seele, für die innere Reinigung von Trauer, Schmerz, Gefühlen der Hilflosigkeit etc.. Der Gott, der als Vater bezeichnet wird, wurde bei mir als „Helfer in der Not“ immer weniger glaubwürdig. Das, was ich mir von diesem Gott erhoffte, Beistand, Hilfe, ja, vielleicht sogar eine Veränderung der Umstände – das gab er in der gewünschten Form nie her. Also begriff ich irgendwann, dass ich dafür selber verantwortlich und zuständig bin.

Das große Problem mit der Ungerechtigkeit in unserer Welt löste sich bei mir auf durch den Kontakt zum Buddhismus und seiner Vorstellung von Reinkarnation. In kurzen Worten: Wir sind alle mal Täter, wir sind alle mal Opfer, wir sind alle mal arm oder reich, wir machen mannigfaltige Erfahrungen in unseren vielen verschiedenen Leben, aus denen wir etwas lernen können – vor allem auch Mitgefühl.

Wenn man den Gott, den man zunächst als Kind im Außen positioniert, nun mit der Zeit zu sich nach innen nimmt und damit die Attribute, die man mit diesem Gott verbindet wie Autorität, Macht, Liebe, Fürsorge, Distanz, Nähe in sich selbst erschafft, wird der Gott, an den man früher glaubte, im Grunde obsolet. Ich kann heute kein Gebet mehr an diesen Gott richten, dabei komme ich mir inzwischen fast lächerlich vor. Aber ich bete dennoch, und zwar zu dem Gott in mir selber, der Rat weiß, der mir hilft, der mich unterstützt, der genau weiß, wer ich bin, der mich kennt, der mich versteht, der mir meine Fehler verzeiht, der mich leitet und führt. Ich habe eine Instanz in mir selber erschaffen, die all das kann. Ich habe mich im Glauben emanzipiert.

Ich höre an dieser Stelle für heute auf, habe jedoch noch mehr zu sagen. Um mit den Worten des rosaroten Panthers zu sprechen: „Heute ist nicht alle Tage, ich komme wieder, keine Frage!“